Kapitel 42 
(Januar 2013)

"Spring, mein Hündchen, spring!"


Ach, du meine Güte! Wie lange ist es doch schon her, dass ich Mami ein Kapitel diktiert habe!

Inzwischen bin ich 13 Jahre alt geworden und mein blöder Bruder 4. Wie die meisten Wheaten bekam ich mein Gehirn mit 3 Jahren; Diarmuid wartet immer noch darauf. Mami ist in diesem Jahr aus dem Schuldienst ausgeschieden und nun in Rente. Das bedeutet, dass sie mehr zuhause ist und auch mehr Zeit für uns hat. Ach, wirklich? Ihr Kalender enthält mehr Termine als je zuvor!

Na gut, wir kommen jetzt aber doch mehr zum Üben. In meinem Alter erlaubt man mir allerdings in Rally Obedience kein Wintertraining in der kalten Halle mehr, aber Mami übt mit mir zuhause „Sitz – Hinlegen – Auf - Bleib“ und andere Befehle, die ich beherrschen muss, wenn ich im Frühling an Wettbewerben teilnehmen will.

Ich bin in unserer Gegend der erste Hund, der die Rallyklasse 3 erreicht hat, deshalb will ich diesen Schwierigkeitsgrad auch ein paar Mal ausprobieren. Das Problem ist nur, dass ich zurzeit immer mal wieder Tage habe, an denen mein Magen nicht in Ordnung ist: kein Appetit – keine Leckerlis – keine Übungen.

An guten Tagen, also wenn ich um Leckerlis bettele, trainiert Mami mit mir. Ich verstehe jetzt schon, was sie damit meint, wenn sie mich zu einem Sprung über die Hürde von sich weg schickt, und das ist neu! Ich brauche aber wohl noch einige Zeit, bis ich das so richtig begriffen habe.

Der Punktestand aus Kapitel 40 hat sich verändert und ich habe meinen Bruder geschlagen und die Grinsekopptrophäe zum zweiten Mal gewonnen. - Nananananana! – So geht es einem, wenn man eine gewisse Andere jedes Mal zur Seite schubst, wenn man nach dem Füße waschen aus der Dusche springt!

Ich muss allerdings ehrlicherweise auch berichten, dass Diarmuid seine 3 Qualifikationen zum Aufstieg von Rally-Anfänger nach Rallyklasse 1 gemacht hat (Ich war da natürlich schon in Klasse 2). Kurz vor seinem nächsten Wettbewerb allerdings rief Trainerin Ela an und sagte, dass er Agility aufgeben müsse, weil er beim Springen zu früh abhebt und sie möchte nicht, dass er auf der Querstange aufschlägt und sich die Rippen bricht. - Diarmuids Rippen waren auf die Art gerettet, aber Mamis Herz war gebrochen: sie hatte ihn damals extra deshalb in die Familie geholt, damit er mir nachfolgt und sie ihren Lieblingssport weiter ausüben kann.

Rally Obedience durfte er aber weiter machen, weil es da nur einen einzigen Sprung gibt und der nicht so hoch ist. Mami konnte zwar nicht verstehen, warum der seine Rippen nicht brechen kann, besonders weil die Stange dort nicht nachgibt, aber sie beließ ihn in Rally und wir nahmen dann auch an den nächsten Wettbewerben teil.

Tja: An dem Sprung war Mami dann zu besorgt, dass Diarmuid zu früh abspringen würde, rief ihm den Springbefehl nicht zu – und prompt schlug er auf der Querstange auf. Das war das Ende dieser Übung. Der Feigling wollte fürderhin nichts mehr mit so etwas zu tun haben. Er wollte in der Halle nicht mal in die Nähe der Nische gehen, wo der Sprung aufbewahrt wurde!

Mami brachte deshalb solch ein Hindernis mit nach Hause und baute es im Garten auf und spazierte mit ihm durch den Garten, um ihn wenigstens erst einmal an den Anblick zu gewöhnen. Er pinkelte dagegen! Folglich wurde der Versager in die Anfängerklasse zurückgestuft,denn da gibt es noch keinen Sprung. Inzwischen hat er die Qualifikationen fürKlasse 1 wieder erreicht. Aber der Sprung …

Im letzten Sommer, als Mami bei einem Agilityturnier unseres Clubs als Helferin eingesetzt war und seufzte, weil sie wohl nie mehr mitmachen könnte, sprang Trainerin Ela auf und verschwand. Mami sah, wie sie mit einer jungen Turnierteilnehmerin sprach, die sich als Tierpsychologin entpuppte und Spezialistin für Sprungtraining war. Mami kam gerade rechtzeitig hinzu um Ela sagen zu hören, „… so dass er wenigstens in Rally den Sprung und ein bisschen Agility machen kann.“

Also fahren Mami und Diarmuid inzwischen jede Woche bei jedem Wetter (meistens Regen und Matsch, aber auch Schnee und Eis) von Bramstedt 70 Minuten nach Jade. Annika hat mit ihm daran gearbeitet, mit Sprüngen aller Art zurecht zu kommen. Diarmuid nähert sich inzwischen den Sprüngen mit einer leichten Kurve (wie die Leichtathleten beim Hochsprung), geht anstandslos über die Wippe, bewältigt den Stangenslalom und wird zu einem Agilityseminar Ende dieses Monats zugelassen. Annika weiß jetzt, wie er tickt, und Mami auch. Beim Rallytraining letzte Woche hat er fröhlich den Sprung genommen. Aberrr einnnholennn wirrrd errr mich nichttt!

 

 

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